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Witziger Wanderkrimi: Von oben fällt man tiefer

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Nine ist aus dem Urlaub zurück und sie hat eine neue Freizeitbeschäftigung: Wandern! Ich, Finlay, habe dazu meine eigene Meinung und kombiniere das mit Anne Bandels Wanderkrimi Von oben fällt man tiefer.

Wandern? Nicht mit mir!

Das war lange Nines Motto. Fahrradfahren, okay, aber längere Strecken laufen? Och nö. Erst während der Pandemie hat sie das Spazierengehen so richtig für sich entdeckt. Und seit ihrem Urlaub im Südtirol hat sie Blut geleckt und versucht sich jetzt im Wandern! Anscheinend ist das ansteckend, denn Barbara ist ebenfalls von der Region begeistert.

Mich als Kater hat das geschockt. Sie soll doch nicht immer so oft verschwinden und Yoki und mich hier allein lassen! Ich will lieber in den Garten, dort in Ruhe andere Tiere beobachten und stundenlang entspannen. Yoki sieht es ähnlich, sie liegt ja noch lieber in der Sonne im Gras als ich. Aber nein, sobald Nine unterwegs ist, müssen wir Wohnungskatzen drinnen bleiben.

Vom Wandern und Krimi in einem: Von oben fällt man tiefer

Was soll das mit dem Wandern überhaupt? Komische Klamotten, schwere Wanderstiefel und haufenweise Equipment, das die Welt nicht braucht! So denke nicht nur ich, sondern auch der Protagonist in Anne Bandels Von oben fällt man tiefer hat diese Vorurteile. Nine fand das Buch beim Bücherbummel auf der Kö und war vom Titel angetan. Ich war ja skeptisch, doch ich muss zugeben, dass das Buch einfach witzig ist.

Theophil Kornmaier ist Anwalt und hat sein Trauma bisher nicht verarbeitet. Als er zehn Jahre alt war, stürzte sein jüngerer Bruder beim Wandern in den Bergen ab und starb. Seitdem quälen ihn Albträume und seine Therapeutin rät ihm, sich der Vergangenheit zu stellen. Also wandert er von Bregenz bis nach Meran, wobei er sich ab Oberstdorf einer Wandergruppe anschließt.

Humor und Spannung

Der Schreibstil ist punktgenau, vor allem die Charakterisierungen und Perspektiven der verschiedenen Figuren sind der Autorin gut gelungen. Ich kann Kornmaiers angewiderte Vorstellung nachvollziehen, dass er nicht dabei sein möchte, wenn das Deo einer seiner Mitwanderinnen versagt. Oder wie er sich über sich selbst ärgert, weil er auf dem Berg friert und sich eine Jacke mit Softshell herbeisehnt. Herrlich, genau mein Humor!

Während der Wanderung kommt es zu den üblichen Szenarien: der ältere Mann, der sich beweisen muss, dass er es noch als Erster schafft, am Ziel anzukommen. Oder das unglückliche Pärchen, das seine Beziehungsprobleme auf dem Berg austrägt. Keine gute Idee, denn außerdem ist eine sexbesessene „Alpen-Lolita“ dabei … Der Wanderführer und seine Nerven werden arg strapaziert und als es zu den ersten Unglücken kommt, scheint es einen Mörder in der Gruppe zu geben.

Wandern für Anfänger

Von oben fällt man tiefer ist ebenso für Menschen geeignet, die nicht „bewandert“ sind. Statt Klischees aufzuwärmen, räumt Anne Bandel mit einigen kitschigen Postkartenmotiven auf. Gerade jetzt im Sommer ist die Unterhaltungsliteratur bei höheren Temperaturen genau das Richtige.

Gott sei Dank ist Nine nicht vom Ehrgeiz zerfressen und mag vor allem die entspannte Variante: Genusswandern. Das wäre auch etwas für mich: ein Vögelchen hier, ein Mäuschen da … Ach ja, die Welt könnte so schön sein, wenn da die Leine nicht wäre. 😉

Wer wie Nine nicht immer auf Mitwanderer im Freundes- und Bekanntenkreis hoffen kann, kann sich bei den örtlichen Wandergruppen umschauen und sich passende Termine heraussuchen. Dort gibt es ebenfalls unterschiedliche Charaktere und es braucht keine Morde für genug Gesprächsstoff. 😊

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