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Rosemarie Marschner: Romane aus Österreich

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Wir mussten leider eine kleine Pause einlegen, denn es war einfach zu viel los. Zum österreichischen Nationalfeiertag am 26. Oktober stelle ich euch zwei Romane von Rosemarie Marschner vor.

Historischer Roman? Rosemarie Marschners Das Bücherzimmer

Bei historischen Romanen herrscht oft das Klischee von seichter Unterhaltungsliteratur vor. Rosemarie Marschners Das Bücherzimmer spielt in Oberösterreich Anfang des 20. Jahrhunderts. Die 14 Jahre alte Marie ist ein unehelich geborenes „Mädchen vom Lande“, das in der Stadt Linz bei einer reichen Familie Hausangestellte wird. Ihr machen die harte Arbeit, die hohen Ansprüche der Herrschaften und das Heimweh nach ihrer Mutter zu schaffen.

Ausbrechen kann sie nur, wenn sie dem Vater des Hausherrn in dessen Bücherzimmer vorlesen darf. Privat macht ihr ein Bäcker und Konditor Avancen, die sie zunächst ignoriert. Erst nach einem Schicksalsschlag willigt sie ein, ihn zu heiraten. Doch inzwischen sind wir im Jahr 1938 angekommen und die Diktatur des Dritten Reiches erfasst viele Menschen um Marie herum …

Die Geschichte von Marie ist mitreißend und ich fand es schade, wie wenig Rosemarie Marschner vom Rest ihres Lebens erzählt. Die Rahmenhandlung aus der Gegenwart lässt noch viele Details im Unklaren. Umso schöner war es für mich zu erfahren, dass es mit Das Jagdhaus einen zweiten Teil gibt.

Starke Frauen: Das Jagdhaus

Marie spielt in der Fortsetzung nicht mehr die Hauptrolle. Stattdessen ist die junge Frau ihres leiblichen Vaters die Protagonistin: Antonia ist gerade zum zweiten Mal Mutter geworden, als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht, der sich auf die ganze Familie auswirkt. Die Schwiegereltern müssen sich aufgrund ihres Alters damit abfinden, dass sie an Einfluss verloren haben. Antonias Mann muss in den Krieg ziehen und ihr jüngerer Bruder, der nicht mit den Eltern fliehen wollte, versucht erfolglos, sich den Schergen der Diktatur in Linz zu entziehen.

Marie und Antonia begegnen sich, als Antonia mit ihren Kindern auf dem Land im Jagdhaus der Schwiegereltern Zuflucht findet. Nach und nach erfährt Antonia von der Vorgeschichte ihres Mannes mit Maries Mutter, aber in diesem Roman geht es vor allem um die Schrecken des Krieges im Alltag. Profiteure bereichern sich am Besitz enteigneter Juden, Kinder und Jugendliche werden verheizt und niemand kann den Nazis entkommen. Dadurch ist der Roman erschreckend aktuell und genauso eindringlich wie der erste Teil.

Eine Österreicherin in Düsseldorf

Welch ein Zufall! Die österreichische Schriftstellerin lebt seit Jahrzehnten in Düsseldorf. Wie ihre Hauptfigur Marie stammt sie ursprünglich aus Oberösterreich und durch ihre anschauliche Schilderung zieht es mich auf jeden Fall noch nach Linz. Schließlich fand ich schon Graz, Wien, Salzburg und Innsbruck sehr eindrucksvoll. Rosemarie Marschner beschwört weder „die gute alte Zeit“ herauf noch konzentriert sie sich nur auf starke Frauencharaktere. Vielleicht sind dann auch ihre weiteren Romane, unter anderem über Clara Schumann, etwas für mich?

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