Bruce Springsteen & The E Street Band sind auf Welttournee und mein Jugendtraum ging in Erfüllung, „The Boss“ live auf der Bühne zu erleben.
Bruce Springsteen & The E Street Band auf dem Hockenheimring
Zunächst hatte ich Pech, denn ich bekam vor einem Jahr keine Karten für das Konzert in Düsseldorf. Genauso wenig für Hamburg und München. Als dann jedoch das Zusatzkonzert am Hockenheimring angekündigt wurde, hatte ich Glück und ergatterte ein Ticket!
Was soll ich sagen? Es war ein Erlebnis! Obwohl Bruce Springsteen im September 74 Jahre alt wird, spielte er zusammen mit seinen langjährigen Bandkollegen, allerdings ohne Patti Scialfa, 2 Stunden und 50 Minuten. Er powerte pausenlos durch und riss alle auf der Bühne und das Publikum mit. Die Ausstrahlung, selbst wenn ich sie eher über die Großleinwände mitbekam, war live einfach besser als in jedem Video seiner Auftritte.
Die Setlist
Die Mischung der alten Hits und neuen Songs von den letzten beiden Alben Letter to You und Only the Strong Survive stimmte. Ich bin selbst in den letzten Jahren nicht auf dem neuesten Stand geblieben, was das künstlerische Schaffen von Bruce Springsteen betrifft. Durch meine Eltern bin ich Mitte der 1990er Jahre als Kind auf ihn aufmerksam geworden, mein erstes Album von ihm war Greatest Hits. Erst durch The Rising von 2002 interessierte ich mich auch für die früheren Werke. Nach Magic von 2007 verlor ich Bruce Springsteen etwas aus den Augen. Deshalb kannte ich viele Lieder tatsächlich nicht und konnte sie nicht so mitsingen wie beispielsweise letztes Jahr bei Ed Sheeran.
Normalerweise ist mir die Ballade The River zu traurig, aber live entwickelte sie eine völlig andere Wirkung, weil viele sie lautstark mitsangen. Dagegen waren Kracher wie The Rising und Dancing in the Dark wie erwartet Publikumslieblinge. Um mich herum feierten nicht nur Fans der ersten Stunde, sondern ganze Familien zusammen. Der US-Amerikaner verbindet Generationen und Menschen überall auf der Welt. Und er rührt sie alle, wenn er vom Tod seines Weggefährten George Theiss erzählt, mit dem er in seiner ersten Band gespielt hatte. Nachdenklich wird das Publikum, als er es auffordert, gut zu sich, zu anderen und zum Planeten zu sein. Und hier wurde es schwierig für mich.
Nachhaltigkeit von Konzerten: Bruce Springsteen mitverantwortlich?
Ich fuhr mit der Bahn zu einer Freundin, die in der Nähe des Hockenheimrings wohnt, um mit ihr zum Konzert zu gehen. Die eigentliche Anfahrt mit dem Auto gestaltete sich abenteuerlich. Wie ursprünglich geplant hätte ich mir ein Fahrrad leihen sollen, denn damit wären wir noch am ehesten vorangekommen.
So gab es laut Medienberichten kaum Züge nach dem Konzert und wir kamen mit dem Auto nicht vom Parkplatz, weil die Ordnungskräfte verschwunden waren und die Organisation einfach den vielen Besucherinnen und Besuchern selbst überließen. Bei mehr als 80.000 Menschen lief es dementsprechend chaotisch ab. Die Zugänge auf dem Gelände – teilweise durch Nadelöhre wie einen Tunnel – erinnerten mich an das Love-Parade-Unglück in Duisburg und hinterließen bei mir ein mulmiges Gefühl. Da ist mir ein Stadion in Zukunft doch lieber. Das Konzert fing wegen der Verkehrsprobleme erst mit einer halben Stunden Verspätung an.
Ich fragte mich angesichts der Diskussion um die Bemühungen der Band Coldplay, auf Nachhaltigkeit während ihrer Tour zu achten, ob das nicht auch etwas für „The Boss“ wäre. Muss er mit einem Extra-Privatjet anreisen und die Band in einem weiteren fliegen? Warum geht nicht die beste Kategorie auf einem Linienflug? Die gesamte Musikindustrie hat erheblichen Verbesserungsbedarf, zusammen mit den Veranstaltungsorten und den Verkehrsbetrieben. Fans sollten weiterhin vor allem mit dem ÖPNV zu Großveranstaltungen fahren oder genug Fahrradstellplätze zur Verfügung haben.
Wünsche für die Zukunft
Ich hätte mir deshalb gewünscht, dass Bruce Springsteen & The E Street Band mehrere Konzerte an einem Ort auch in Deutschland spielen. So hat er es bereits in Barcelona, Paris, Dublin oder Oslo vorgemacht und hier geht es nur um Europa. In den USA hält er es in vielen Städten ähnlich. Also warum beispielsweise nicht in Düsseldorf? 😉 Dann wäre vielleicht ein großer Wunsch von mir in Erfüllung gegangen und ich hätte Born in the U.S.A. live erlebt. Die Setlist war nämlich in Düsseldorf anders als in Hamburg, München und am Hockenheimring.
Umso mehr hoffe ich, dass er sein Versprechen einhalten kann: „We’ll be back!“ Laut Äußerungen vieler europäischer Fans in den sozialen Netzwerken sind diese noch nicht bereit für einen Abschied von Bruce Springsteen und nehmen dafür hohe Ticketpreise in Kauf. Und für mich gehört er zu den Musikern, die mich am meisten inspirieren. Allein dafür hat sich dieser Konzertbesuch trotz aller Umweltsünden auf jeden Fall gelohnt.