Aus einer etwas längeren Osterpause komme ich, Finlay, mit gleich zwei Romanen zurück, die aus der Katzenperspektive das Leben der Menschen unter die Lupe nehmen: Frankie und Der schnurrende Philosoph.
Frankie
Fangen wir mit Frankie an. Im Roman von Jochen Gutsch und Maxim Leo trifft der Straßenkater Frankie in einem scheinbar verlassenen Haus auf Richard Gold, der sich gerade erhängen will. Da der Kater Menschisch kann, spricht er den Mann an und verhindert so zunächst Golds Selbstmord. Im Laufe der Geschichte freunden sich Mensch und Tier zwar an, doch ist diese kein seichtes Rührstück, sondern realistisch in der Darstellung von Depressionen. Frankie fürchtet um seinen neuen Versorger und versucht alles, um ihn zu verstehen …
Charmant ist hier die Umgangssprache, die Frankie als Ich-Erzähler von Anfang bis Ende durchzieht. Es passt zu ihm, auch wenn es manchmal etwas konstruiert wirkt. Schließlich können wir Katzen uns gewählter ausdrücken. Und damit kommen wir zu einem weiteren Kater.
Der schnurrende Philosoph
Der schnurrende Philosoph. Tagebuch eines eigenwilligen Katers (US-amerikanischer Originaltitel: Diary of a Cat. True Confessions and Lifelong Observations of a Well-Adjusted House Cat) wählt eine andere Form der Erzählung. In Tagesbucheinträgen führt Kater Hemingway durch ein bewegtes Jahr, das im Sommer beginnt. Er lebt zufrieden bei Mrs. Vigil als Freigänger und stellt uns die Nachbarschaft vor. Seine Besitzerin nimmt trotz ihres hohen Alters weitere Katzen auf, was Hemingway zunächst überhaupt nicht gefällt. Doch dann wird Mrs. Vigil ins Krankenhaus eingeliefert und Hemingway muss viel schlimmere Dinge überstehen …
Mit einer einleitenden Zeichnung der Umgebung von Paul Williams sorgt Autor Leigh W. Rutledge für etwas Übersicht, wenn Hemingway mit all den Namen der Tiere und Menschen jongliert. Schnell verloren wir als Leser den Überblick und benötigten sie zwischendurch, um einzuordnen, wer wer ist und wo wohnt.
Frankie vs. Hemingway
Nine schreibt seit April 1997 Tagebuch und hat inzwischen über 40 Bände vollgekritzelt. Menschen! Sie hat sich wohl von Anne Frank inspirieren lassen und ist nicht mehr davon losgekommen. Wer soll das alles nur lesen? Wenigstens sie selbst kann beim Stöbern über viele Dinge lachen. Und weil es ihr guttut, soll sie ruhig weitermachen. Ich schlafe lieber.
Zurück zu Frankie und Hemingway. Tagebucheinträge sind zur Abwechslung ein Format, das mal fesselnd, mal urkomisch wirkt: „Hab‘ geschlafen.“ Am nächsten Tag: „Hab‘ wieder geschlafen.“ Aha. Glücklicherweise erzählt Hemingway im Laufe des Jahres noch etwas mehr.
Beide Kater hängen an ihren Menschen, obwohl sie ihre Freiheit auch ohne sie genießen könnten. Anders als beispielsweise Der Streuner stellt Frankie aber fest, dass sein Leben als Straßenkater auf einer Müllhalde lebensgefährlich ist. Hemingway vermisst seine Mrs. Vigil und das Leben mit ihr. Beide müssen sich mit den Veränderungen auseinandersetzen, die sie so nicht wollen.
Und das ist ja mein Lebensthema. Ich liebe Routinen und kann Nine immer zur selben Uhrzeit wecken, ob sie nun davon begeistert ist oder nicht. Besonders am Wochenende mache ich mich damit unbeliebt. Falls etwas jedoch nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle, ziehe ich andere Seiten auf. Beim Frühstück verstehe ich keinen Spaß! Dann miaue ich, springe auf sie oder starre Nine einfach so lange vorwurfsvoll an, bis sie reagiert. Dafür brauche ich kein Menschisch zu lernen. 😉 Yoki besorgt mit ihrem Augenaufschlag und Schnurren den Rest. So bekommen wir immer das, was wir wollen. Also wehe, es ändert sich etwas. Ich kuschle mich jetzt wieder auf meinem Sessel ein. Bis bald. 😊