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Theatermuseum Düsseldorf: Erinnerung und Hoffnung mit Beat the Devil

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Vor einem Jahr war ich zuletzt in Cinderella, einem Stück des English Theatre Düsseldorf, und kurz danach durfte ich Rosie Thorpe und Ilya Parenteau für die Kultur-Reihe interviewen. (Hier findet ihr Teil 1 und Teil 2.) Nun habe ich mir im Theatermuseum Düsseldorf Beat the Devil angeschaut und nicht nur das. Auch außerhalb des Aufführungssaales gibt es in einer Ausstellung viel zu entdecken.

Theatermuseum Düsseldorf: Theater in Zeiten der Pandemie

Viele kennen das Theatermuseum Düsseldorf nicht, doch es liegt gut sichtbar zwischen dem Kö-Bogen und dem Schloss Jägerhof im Düsseldorfer Hofgarten. Ich bin dort schon sehr oft gewesen, nicht nur im Publikum, sondern sogar hinter den Kulissen als Mitglied einer Theatergruppe. Neben dem kleinen, aber feinen Aufführungssaal finden sich noch einige Ausstellungsräume.

Die seit dem 10. Oktober 2021 und bis zum 20. Februar 2022 laufende Sonderausstellung Erinnerungsgeister und Hoffnungslichter legt den Fokus auf die unmittelbaren und langfristigen Folgen der Pandemie für das Theater. Fotografien verwaister Theatersäle und verstaubter Umkleiden aus Sydney und London stellen die kurzfristigen Umwälzungen des letzten Jahres eindrucksvoll dar. Das Bühnenlicht, das normalerweise den Künstlern und Mitarbeitern des Theaters als Orientierung dient, symbolisiert einen Hoffnungsschimmer.

Theatermomente

Die Besucher und Besucherinnen werden in die Ausstellung einbezogen: Was war ihr schönster Theatermoment? Für mich war es ganz klar: Als ich selbst auf der Bühne stand und den Applaus mit allen Sinnen spüren konnte. Das lässt sich so leicht nicht überbieten. 😊 Diesen Augenblick konnte ich selbst in einem der Räume niederschreiben, während daneben die ersten Kisten voller Theatererinnerungen fortlaufend gesammelt werden.

Und was wünschen sich die Besucher und Besucherinnen für die Zukunft? Was soll sich ändern? Außerdem wird das Impulse Theater Festival vorgestellt, das die freie Theaterszene in den Mittelpunkt rückt, und noch vieles mehr.

Beat the Devil: Ein Stück über Covid-19

Zunächst war ich skeptisch: Ein Ein-Mann-Stück über dieses brisante Thema? Doch dann wurde ich überrascht. David Hare, ein britischer Dramatiker, erkrankte selbst im Frühjahr 2020 an Covid-19 und brachte in London seine Erfahrungen mit der Krankheit und die politische Situation auf die Bühne – mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle.

In der Inszenierung des English Theatre Düsseldorf verkörpert nun Tom Zahner David Hare unter der Regie von Ilya Parenteau. Im Zusammenspiel mit den Videoinstallationen von Clare Holstein zieht er das Publikum in seinen Bann. Selbst das obligatorische Lüften des Saales baut er spielerisch ein. An diesem Abend fuhren zufällig draußen zweimal Einsatzfahrzeuge mit Sirenen vorbei, die die beklemmende Situation noch unterstrichen.

Alles halb so schlimm, oder?

David Hare litt selbst an schweren Atemproblemen, Geschmacksverlust und weiteren Symptomen, die er mit seinem Arzt online besprach. Er überstand die Krankheit nur knapp, ohne ins Krankenhaus zu müssen. Mit über 70 Jahren nicht selbstverständlich. Dazu kam die Vorgehensweise der Politik, denn die begriff erst sehr spät den Ernst der Lage. Mit typisch trockenem Humor zeigt er die Schwächen der britischen Regierung auf, das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. So ist das Stück nicht zu ernst und dennoch wichtig in diesen Zeiten. Hysterie bringt nichts, Nichtstun ist genauso wenig eine Lösung.

Passend zum Ausstellungstitel können die nächsten Produktionen des English Theatre Düsseldorf, The Messiah im Dezember und Romeo and Juliet im Sommer 2022, hoffentlich wie geplant stattfinden.

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