Die Ausstellung MAMA – Von Maria bis Merkel ist etwas ganz Besonderes, also haben wir uns etwas einfallen lassen: Es gibt dieses Mal zwei Perspektiven. Barbara und ich waren beide in der Ausstellung und mal sehen, wie unterschiedlich wir sie wahrgenommen haben.
Teil 1 von Nine: MAMA – Von Maria bis Merkel
Die Ausstellung MAMA – Von Maria bis Merkel in Düsseldorf bekam bereits zur Eröffnung viel Aufmerksamkeit, da sich die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel es nicht nehmen ließ, persönlich vorbeizukommen. Der Museum Kunstpalast würdigt bis Anfang August eine der wichtigsten Frauenrollen in unser aller Leben: die der Mutter. Wir alle haben eine biologische Mutter, doch jeder hat sein ganz eigenes Verhältnis zu dieser oftmals wichtigen Bezugsperson.
Für mich war die Abwechslung zu diesem Thema der große Pluspunkt: Musik, Videos, Bücher, Plastiken – nicht nur die üblichen Gemälde, wie ich es beispielsweise zuletzt beim Maler Max Liebermann ganz klassisch erleben durfte. Hier geht es über Mariendarstellungen hinaus: Was definiert eine gute Mutter? Wie wandelte sich die Ratgeberliteratur für Mütter beziehungsweise Eltern im Laufe der Zeit? Wie sah Care-Arbeit für frühere Generationen aus? Und was ist mit Frauen, die gewollt oder ungewollt kinderlos blieben und bleiben? Und welche Familienkonstellationen gab und gibt es?
Diese und andere Fragen beantwortet die Kunst auf ihre Weise. Toll fand ich, dass die DDR nicht außen vor bleibt, dass bei den verschiedenen Konstellationen sogar Haustiere vorkommen und dass am Ende Raum bleibt, um über die Eindrücke nachzudenken. Was verbinde ich mit dem Wort „Mama“? In erster Linie denke ich an meine Mutter, das ist klar. Tatsächlich bekomme ich oft das Wort „Katzenmama“ zu hören. Yoki und Finlay sind Familienmitglieder, jedoch kein Ersatz für eigene Kinder, obwohl sie mich oft wie Kleinkinder auf Trab halten.
Was ich besonders hervorheben möchte, das ist die Unterstützung bei diesem sehr intensiven und heiklen Thema. Die Karten im A5-Format zum Mitnehmen bieten Kontaktdaten mit Anlaufstellen und weiterführende Informationen. Denn auch die Beziehung zu meiner Mutter war und ist alles andere als leicht. Für mich war dadurch lange unklar, ob ich selbst dieser Verantwortung gewachsen wäre. Heute habe ich meinen Frieden damit gemacht, wenn ich „nur“ eine „childless cat lady“ bleiben sollte. Schon darauf bin ich stolz.
Teil 2 von Barbara: MAMA – Von Maria bis Merkel
Die Ausstellung MAMA – Von Maria bis Merkel fand ich, Barbara, intensiv, jedoch teilweise zu stark auf die Frauenrolle als Mutter fixiert. Ich finde kompaktere Ausstellungen zum Frauenthema wie im Frauenmuseum in Meran aussagekräftiger. Angefangen vom Christentum mit Maria, über die Jahrhunderte bis zur Gegenwart waren die Ausstellungsstücke im Museum Kunstpalast sehr spezifisch auf die Mutter zugeschnitten. Sie stellten anschaulich dar, was eine Mutter in der Gesellschaft wert war und noch heute ist.
Mutter – „Mutti“ – Kind
Aus meiner Sicht als Tochter meiner Mutti kann ich sagen, dass ich in den 1970er und 1980er Jahren in der DDR streng erzogen worden bin. Ich hatte nicht viele Freiheiten, um mich zu entwickeln. Die Hausarbeit und Kinderbetreuung oblag meiner Mutti, obwohl sie selbst arbeiten ging. Meine Mutti war eine gute Unterstützung und Hilfe bei der Betreuung meiner Kinder, für mich selbst als Erwachsene später eine Ratgeberin und Beraterin, die ich seit ihrem Tod 2023 sehr vermisse.
Ich selbst als Mutti war zu meinen Kindern genauso streng, aber auch für die Sorgen und Nöte da. Die Schularbeiten wurden unter meiner Aufsicht erledigt, die Hausarbeit größtenteils geteilt. Abends – wenn es die Schicht zuließ – nach dem Sandmännchen beendeten wir den Tag mit Vorlesen oder Geschichten erzählen. Nach der Scheidung war für meine Tochter, die bei mir wohnte, die Zeit gekommen, selbst kleine Tätigkeiten im Haushalt zu erledigen. Sie organisierte ihre Termine und Schule selbst, da ich im Schichtdienst nicht immer die Zeit dazu hatte. Das Wort „Mutti“ kommt sehr selten über ihre Lippen, vielleicht weil ich in ihren Augen dem Anspruch an dieses Kosewort nicht gerecht wurde oder werde.
Mütterlichkeit
Wie in der Ausstellung angesprochen ist meiner Meinung nach eine Mutter nicht an das leibliche Kind gebunden. Mütterliche Gefühle können wir auch für andere Frauen oder Mütter empfinden. So geht es mir mit einer guten Freundin, die ich vor 13 Jahren bei der Reha kennengelernt habe und die zehn Jahre älter ist als ich. Sie gab und gibt mir Geborgenheit, Hilfe und eine Austauschmöglichkeit bei Problemen, was ich nicht missen will. Sie bekommt von mir jedes Jahr zum Muttertag einen lieben Gruß.
Fazit
Eine Mutter zu sein, das kann – muss aber nicht – ein Vorteil oder Nachteil sein. Es kommt auf die Gesellschaft, die persönlichen Verhältnisse und die Zeit an, in der die jeweilige Generation lebt.