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Hilfe, ich bin zu nett! Oder doch nicht?

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Vor kurzem bekam ich das neue Buch von Ingo Nommsen, Hilfe, ich bin zu nett! Grenzen setzen, wenn andere Ihre Freundlichkeit ausnutzen. Es beschäftigt sich mit der Frage, ob wir wirklich glücklich sein können, wenn wir jeden Konflikt vermeiden. Denn Änderungen sind nicht immer nur gut …

Ingo Nommsen bringt es auf den Punkt

Ingo Nommsen weist in Hilfe, ich bin zu nett! Grenzen setzen, wenn andere Ihre Freundlichkeit ausnutzen darauf hin, dass wir sehr wahrscheinlich Freunde oder andere Menschen in unserem Umfeld verlieren könnten. Verleugnen wir uns nicht mehr selbst, wird es schwer, jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Ein praktisches Beispiel blieb hängen: Ingo Nommsen wollte an der Frischetheke Serranoschinken kaufen. Die Bedienung hatte vorher den Boden gewischt und fasste die Ware mit ungewaschenen Händen an. Statt etwas zu sagen, versteckte er die Wurst in der Kühltheke. Mir wurde spätestens an dieser Stelle noch einmal klar: Das kann nicht die Lösung sein.

Nommsen unterstreicht, dass es lange dauert, alte Gewohnheiten loszulassen und neue ins Leben zu integrieren. Nach außen hin der freundliche Moderator, verlor er sich selbst und seine persönlichen Ziele und Wünsche aus den Augen. Die Ursache für sein angepasstes Verhalten lag in der Kindheit, da in seiner Familie jeglicher Streit tabu war.

Hilfe, ich bin zu nett – auch ich kenne das

Das Buch stimmte mich nachdenklich, denn auch ich war immer sehr angepasst. Noch heute halte ich mich brav an die meisten Regeln. Ich wollte nie Menschen vor den Kopf stoßen und habe es doch unbewusst getan. Jede zerbrochene Verbindung habe ich bedauert. Als Teenager fiel es mir sehr schwer zu akzeptieren, dass zu jeder Beziehung zwei gehören – sei es im Job, in der Familie, in Freundschaften oder Partnerschaften.

Mit der Zeit bildete sich mein Charakter heraus. Ich arbeite kontinuierlich an mir, in erster Linie aus beruflichen Gründen, aber auch privat bin ich oft enttäuscht worden. Ich war für andere da und sie waren es genauso für mich. Trotzdem entwickelten sich besonders Freundschaften auseinander. Wir verändern uns alle, ob wir wollen oder nicht. Jede Erfahrung bringt uns weiter; wir bleiben einfach nicht so, wie wir sind. Das gefällt nicht jedem.

Veränderungen schmerzen, wenn Freunde darüber die Nase rümpfen und im schlimmsten Fall einfach die Freundschaft kündigen. Das ist mir mehrmals mit einem Freundeskreis passiert, den ich mehr als zehn Jahre kannte. Das tut weh. Was jedoch wäre die Alternative? Jahrelang die Klappe halten, nie ich selbst sein, nur um des lieben Friedens willen? Was ist das dann noch für ein Miteinander?

Alles akzeptieren oder ansprechen?

Woran ich seit Jahren arbeite, das ist der Ton, der die Musik macht. Einige Freundschaften gingen über Messenger in die Brüche, weil kein Telefonat oder persönliches Treffen zum Klären mehr möglich war. Was macht ihr in einer solchen Situation? So schwer es mir fällt, langsam lerne ich, Menschen gehen zu lassen, die mir nicht guttun. Aber ich weigere mich, mich respektlos behandeln zu lassen, nur damit der gemeinsame Freundeskreis ja keinen Wandel akzeptieren muss. Das ist traurig, trotzdem bin ich stolz, dass ich für mich einstehe.

Auch wenn es schwer ist, es wird neue Menschen im Leben geben. Diese Erkenntnisse verdanke ich nicht zuletzt der Literatur – wie im Roman Die verborgene Sprache der Blumen – und Barbara ihren Beziehungsratgebern. 😉 Seit Hilfe, ich bin zu nett! schätze ich die Freunde, die meine Persönlichkeit akzeptieren und konstruktives Feedback geben, umso mehr. Was wäre ich ohne euch? 😊

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