Wie oft gebt ihr einem Autor oder einer Autorin noch eine Chance, wenn euch das erste Buch nicht gefallen hat? Bei mir braucht es manchmal eine gute Freundin, die mich überzeugt und damit für ein tolles Leseerlebnis sorgt. 😉 Dankeschön, liebe Andrea, dass du mir die Romane von Daniel Glattauer nahegelegt hast. Dieser Blogbeitrag ist dir gewidmet.
Erste Chance: Daniel Glattauers Der Weihnachtshund
Der erste Roman, den ich vom Österreicher Daniel Glattauer gelesen habe, war Der Weihnachtshund aus dem Jahr 2000. Und ich fand ihn furchtbar: die Handlung ist unglaublich kitschig und hanebüchener Unsinn. Max, ein Mann mit Kussphobie, sucht eine Hundesitterin und trifft auf Katrin, die Weihnachten bei ihren Eltern um jeden Preis verhindern will. Hund Kurt spielt keine große Rolle, obwohl sein Herrchen Max eine Kolumne für ein Tiermagazin schreibt, in der er von seinem tierischen Mitbewohner erzählt.
Die Geschichte hat mich nicht gefesselt und hatte keine Überraschungen parat. In meinem Umfeld gab es jemanden, der mir die Verfilmung aus dem Jahr 2004 von Michael Keusch empfahl. Aber auch die Hoffnung, dass der Film das Buch übertreffen könnte, wurde zerstört. Er war genauso auf dem Niveau von anderen vorhersehbaren Neunzigminütern, die den Zuschauer einfach nur vom Alltag ablenken sollen. Die Darsteller Florian Fitz und Nadeshda Brennicke waren in ihren Rollen unsympathisch und der Hergang ein völlig anderer. Mir reichte es.
Eine zweite Chance für Daniel Glattauer: Gut gegen Nordwind
Doch dann kam Andrea. Sie schenkte mir vor ein paar Jahren als Doppelroman Gut gegen Nordwind (2006 erschienen) und den zweiten Teil Alle sieben Wellen (2009 veröffentlicht). Zunächst war ich skeptisch, andererseits weckte der Klappentext meine Neugier. Gut gegen Nordwind wurde vom Autor als moderner Briefroman in Form von E-Mails angelegt. Die beiden Protagonisten Leo Leike und Emma Rothner treffen sich online, denn Emma, von einigen Emmi genannt, will ein Abonnement kündigen, aber durch einen Tippfehler in der E-Mail-Adresse landet sie bei Leo. Zwischen den beiden entwickelt sich mit jeder weiteren E-Mail eine immer tiefer gehende Verbindung.
Die beiden wollen sich auch in der analogen Welt treffen. Leider endet der Roman mit einem Cliffhanger im klassischen Sinne: Leo ist weg und Emmi bleibt am Boden zerstört zurück. Mir schossen viele Fragen durch den Kopf und durch das offene Ende war der Weg frei für einen zweiten Teil – ähnlich wie bei der Before-Trilogie.
Alle sieben Wellen: Eine gute Fortsetzung
Dank der Ausgabe als Doppelroman konnte ich direkt weiterlesen und wurde von Daniel Glattauers Fortsetzung nicht enttäuscht. Es wird noch persönlicher zwischen Emmi und Leo, die versuchen, sich im wahren Leben zu treffen. Am Ende war ich begeistert und sehr froh, dass ich Daniel Glattauer doch noch eine Chance gegeben habe.
Mit Andrea und einem gemeinsamen Bekannten war ich 2019 im Kino und schaute mir die Verfilmung von Gut gegen Nordwind an. Unter der Regie von Vanessa Jopp spielen Nora Tschirner und Alexander Fehling die Hauptrollen.
Ich fand die Entscheidung schade, die Handlung von Wien nach Nordrhein-Westfalen zu verlegen, obwohl wir natürlich unsere Umgebung in einigen Szenen wiedererkannten. Davon abgesehen war der Film sehr nah am Original und setzte die einzelnen E-Mails in zusammenhängenden Szenen sehr gut um.
Manchmal lohnt es sich also, nach dem Klappentext zu urteilen und nicht nach den früheren Werken des Autors. Bei welchen Büchern ist es euch schon so ergangen? Erzählt es gerne in den Kommentaren.