Bei miesem Winterwetter gibt es für mich kaum etwas Schöneres als mit den Katzen gemütlich im warmen Zuhause ein gutes Buch zu lesen. Inzwischen finde ich neuen Lesestoff nicht mehr nur in Bibliotheken, Buchläden oder online, sondern auch per Zufall in offenen Bücherschränken.
Offene Bücherschränke – überall in Deutschland
Als Kind und Jugendliche hatte ich mit Sachen aus zweiter Hand nicht viel am Hut: Ich wollte lieber alles neu haben und da war es egal, ob es sich um Kleidung, Bücher oder Katzenzubehör handelte. Während des Studiums war ich dann finanziell darauf angewiesen, meine Haltung zu überdenken, und ich entdeckte, wie schön alte Gegenstände sein können. Spätestens in England entfachten pittoreske Antiquariate und noch ältere Klassiker mein Interesse an „gebrauchten“ Büchern. Seit ein paar Jahren kommt der Aspekt der Nachhaltigkeit hinzu: statt immer neu zu kaufen ist es umweltfreundlicher, Dinge so lange wie möglich zu benutzen oder sie weiterzugeben.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es laut Wikipedia inzwischen über 2000 Möglichkeiten, um seine Bücher weiterreisen zu lassen. Allein in meiner nicht so großen Heimatstadt Schwedt/Oder gibt es drei Bücherschränke, darunter einen ganz kleinen:
Es gibt sie klassisch als Glasschrank oder als umfunktionierte Telefonzellen – wie hier in Hofheim:
In Düsseldorf mache ich gerne bei Spaziergängen einen Abstecher zu den Bücherschränken oder halte ab und zu mal mit dem Rad an, um ein ausgelesenes Buch abzugeben. Und in anderen Städten wie Potsdam, Frankfurt am Main oder Lübeck sind es schöne Urlaubserinnerungen, wenn ich einen Bücherschrank entdecke und sich dann darin vielleicht sogar ein Schätzchen findet.
Die besten Funde aus dem Bücherschrank
Letzte Woche hatte Finlay euch schon zwei Katzenromane vorgestellt, die aus Bücherschränken stammen. Genauso wie Die poetische Katze und James Herriot als schnurrtastische Empfehlungen. Außerdem habe ich Klassiker, Krimis, Biografien, Sach- und Kinderbücher entdeckt.
Mein Highlight war der Roman Die profanen Stunden des Glücks von Renate Feyl. Es geht um die Lebensgeschichte der Schriftstellerin Sophie von La Roche, die im 18. Jahrhundert den ersten Frauenroman, die Geschichte des Fräuleins von Sternheim, veröffentlichte. Sie ist die Großmutter der Schriftsteller Clemens Brentano und Bettina von Arnim. Ferner stand sie im Austausch mit den führenden Köpfen der deutschen Literatur- und Philosophiegeschichte: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller oder Christoph Martin Wieland, um nur drei zu nennen.
Sophie von La Roche war emanzipiert für ihre Zeit und sorgte als erste Verlegerin einer Zeitschrift für ihr eigenes Auskommen, nachdem ihr Mann seine Stellung verloren hatte. Anders als ich vorher befürchtet hatte, schildert Renate Feyl die Biografie verständlich und nicht abgehoben. Zwar lese ich gerne Biografien, jedoch war der Roman eine angenehme Abwechslung zu den sonst sehr informationsgesteuerten Lebensnachzeichnungen.
Die profanen Stunden des Glücks werde ich vorerst behalten, weil ich es noch einmal lesen möchte. Einige andere Literaturerzeugnisse habe ich wieder in die Bücherschränke zurückgebracht, sodass es sich fast wie in einer Bibliothek anfühlt. Ich hoffe, dass diese wunderbaren Einrichtungen, die Mitbürger meist ehrenamtlich betreuen, lange bestehen und nicht mutwillig zerstört werden.
Es kann und muss nicht immer alles niegelnagelneu sein. Die Katzen sind das beste Vorbild: Beispielsweise mögen Finlay und Yoki Dinge wie Kratzbäume nicht, solange sie den „Duft“ ihrer industriellen Herstellung verströmen. Indem sie gebrauchte Möbel bevorzugen, haben sie einfach den richtigen Riecher. 😊
Hi Janine, vielen lieben Dank für deinen Beitrag! Endlich erkennt mal jemand auch die Bücherschränke als Fundgruben an! Mach weiter so 😉 Ganz liebe Grüße Vanessa
Wie lieb, vielen Dank, Vanessa, und ganz liebe Grüße zurück.