Letzte Woche machte ich von meinem Deutschland-Reiseführer Gebrauch und fuhr im Urlaub unter anderem nach Lübeck. Die Hansestadt empfing mich mit dem gefürchteten „Schietwetter“, das aber perfekt für einen Besuch der Lübecker Museen geeignet war.
Buddenbrooks im Behnhaus
Das Buddenbrookhaus in der Mengstraße 4 ist derzeit wegen einer umfassenden Erneuerung geschlossen, weshalb Teile der dortigen Ausstellung über die Familie Mann ausgelagert wurden. Das Museum Behnhaus Drägerhaus eignet sich mit seiner unerwartet geräumigen Struktur hervorragend, um Gegenstände der Familie Mann wie die Familienbibel oder einen Siegelring zu präsentieren.
Verknüpft wird die Geschichte der Familie um die Schriftsteller Heinrich und Thomas Mann mit dem Roman Buddenbrooks: Verfall einer Familie, der im 19. Jahrhundert in Lübeck und Umgebung spielt. Viele Familienmitglieder des Autors Thomas Mann dienten als Inspiration für die Figuren. Wie in der Ausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus“ erklärt wird, waren nicht alle Verwandten davon begeistert.
Weltberühmte Maler neben der Familie Mann und den Buddenbrooks
Im Museum Behnhaus Drägerhaus ist eigentlich die Kunst der Hauptanziehungspunkt. Viele Gemälde stammen von weltberühmten Malern des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter Edvard Munch, Max Liebermann und Caspar David Friedrich. Beeindruckend ist die Kombination mit dem Mobiliar wie einem alten Flügel mitten im Raum.
Weitere Wohnräume von Joseph Christian Lillie erstaunen durch ihr buntes Dekor und einer im Vergleich zum danebenstehenden Ehebett überdimensional groß erscheinenden Wiege. Insgesamt wirkt das Ensemble aus Kunst, Literatur und Geschichte sehr ausgewogen und überrascht mit schönen Details wie bemalten Tischoberflächen.
Wohnkultur in der Kunsthalle St. Annen
Das Wetter war dafür prädestiniert, noch ein zweites der Lübecker Museen zu besichtigen. Die Kunsthalle St. Annen vereint sowohl Sonderausstellungen als auch thematische Sammlungen unter ihrem Dach. In einem Teil des Erdgeschosses geht es um die Entwicklung von Kirchenaltären und in einem Teil des ersten Obergeschosses um die Wohnkultur seit dem Mittelalter.
Heute etwas aus der Mode gekommen, waren Schrankwände damals ein Zeichen von Reichtum. Um sich vor Kälte zu schützen, verbauten die Lübecker in ihren Backsteinfassaden auch Eichenholz. Sie setzten Schränke in die Wände ein und nur ein kleiner Teil ragte in das Zimmer hinein. Das hatte ich vorher so noch nicht gesehen und wäre heute vielleicht eine gute Möglichkeit, um Platz zu sparen.
Nicht zu kurz kommt im St. Annen-Museum die Musik. In Gartensälen wurde viel musiziert – sei es mit der Harfe, dem Klavier oder der Gitarre. Besondere Aufmerksamkeit wird Dieterich Buxtehude zuteil. Der Skandinavier, der von 1637 bis 1707 lebte, machte Lübeck mit seiner Orgelmusik berühmt. Sein Grab befindet sich in der Marienkirche, die zusammen mit den vielen anderen Sehenswürdigkeiten dafür sorgt, dass Lübeck bei jedem Wetter eine Reise wert ist.